Zusammen Lösungen für die Krise entwickeln
43.000 Anmeldungen, 28.000 Teilnehmende, knapp 1500 Ideen rund um die Corona-Krise: Der Hackathon #WirVsVirus, initiiert von der Bundesregierung und Unternehmen aus dem Startup-Umfeld, hat vom 20. bis 22. März Digitalspezialisten und Freiwillige zusammengebracht. In 48 Stunden entwickelten und realisierten sie Apps, Webseiten und Technik zur Lösung unterschiedlichster Probleme. Mit dabei: Elisabeth Mayer, Softwareentwicklerin und Grafikspezialistin aus dem Zentrum für Virtuelle Realität und Visualisierung (V2C) des Leibniz-Rechenzentrums (LRZ), und Daniëlle Schuman, Informatikstudentin der LMU und Mitarbeiterin im IT-Service-Management: „Der Hackathon war sehr spontan geplant, gerechnet wurde bloß mit ein paar Tausend Teilnehmenden, so war die Organisation anfangs ein bisschen hektisch“, erzählt Elisabeth Mayer. „Aber es war auch cool, mit Leuten aus ganz Deutschland remote zusammenarbeiten und sofort loslegen zu können.“
Normalerweise bringen Hackathons – der Begriff wird aus „Hack“ und „Marathon“ gebildet und bezeichnet eine Veranstaltung zur gemeinsamen Entwicklung von Software und IT-Diensten – in einer Stadt Digitaltalente zur Lösung eines Problems zusammen. Nun organisierten sich die Teilnehmenden online über den Chat-Dienst Slack, über Youtube und weitere digitale Kanäle. Im Vorfeld waren bereits Projektvorschläge zu 12 Themenbereichen gesammelt, kurz beschrieben und aufgelistet worden. Elisabeth Mayer suchte in der Rubrik „Informationen zum Virus“ nach Mitstreitern, Daniëlle Schuman nahm zusammen mit Freunden vom Deutschen Jungforschernetzwerk teil und suchte sich mit ihnen ein Projekt: „Alleine hätte ich schwer Anschluss gefunden“, sagt sie. „Wir suchten etwas Originelles.“
Eine Karte zum Blutspenden
Gefunden hat das Team die Idee zu einer Blutspende-Datenbank. „Blutspenden ist auch in Zeiten von Corona wichtig, wegen der Ansteckungsrisiken sollte man aber zu Zeiten kommen, in denen nicht viele Leute dort sind“, erklärt die Studentin. Die Website, die sie mit ihrer Gruppe programmierte und die bereits online ist, soll auf einer Deutschlandkarte erstmals eine Übersicht zu Einrichtungen zum Blutspenden geben und mit einem Ampelsystem anzeigen, wann diese wie stark frequentiert sind. Nutzer können sich informieren und bald auch Termine abstimmen: „Die Karte ist natürlich noch nicht vollständig und das Ampelsystem läuft noch nicht, wir vervollständigen gerade die Informationen und stellen die Website dabei gleich den Organisationen vor“, so Daniëlle Schuman. „Eine Website ist systemunabhängig und kann von vielen mobil oder mit einem PC angesteuert werden.“ Das Team sucht außerdem noch nach Unterstützung, damit die Informationsseite inhaltlich und technisch schneller komplettiert werden kann.
Stubenhocken belohnen
Elisabeth Mayer hat ihre grafischen Erfahrungen gleich in zwei Projekte eingebracht: Sie entwickelte Symbole und Icons für die App Stay Home, die Menschen motiviert, zuhause zu bleiben. „Das Smartphone prüft, ob es sich im bekannten Home-WLAN befindet“, erklärt die Medienspezialistin. „Ähnlich wie bei der App Foursquare wird es belohnt, wenn Nutzer zuhause bleiben. Für einen Tag zuhause gibt’s den Titel Stubenhocker, und für mehrere Tage zuhause den Hauptgewinn: den virtuellen Thron aus der Fernsehserie Games of Thrones zu gewinnen.“ Neben den Grafiken für die App hat Elisabeth Mayer noch das Aussehen von Fakti gestaltet – einem automatisierten Faktenchecker oder Chatbot für den Messenger-Dienst Telegram. Dieser verifiziert blitzschnell Nachrichten über Corona und COVID-19 und arbeitet so gegen Fake-News: „In Chatsystemen werden oft Kettenmails mit Nachrichten verschickt, aber man weiß oft nicht so recht, ob diese stimmen“, sagt sie. „Fakti screent zu einer Nachricht seriöse Seiten und überprüft so die Verlässlichkeit.“
Das sind nur drei von insgesamt 1498 beeindruckenden Ideen, die zur Bewältigung der Corona-Krise entstanden und jetzt zum Teil noch ausgearbeitet werden. Aus der langen Liste wurden aus allen Themenbereichen 130 besonders nützliche und wichtige Projekte ausgewählt, die jetzt mit Hilfe von Fachleuten und Unternehmen beschleunigt und bald weit verbreitet werden: „Das Wochenende hat gezeigt“, kommentiert Helge Braun, Chef des Bundeskanzleramts, „wir können als Gemeinschaft viel bewegen.” Die digitalen Corona-Helfer wiederum fanden es prima, dass der Staat sich auf neue Wege zur Lösungsfindung einlässt.
Weiterführende Links:
wirvsvirus@projecttogether.org
https://wirvsvirushackathon.org/weiterfuehrung-2/